Onlinesprechstunde
Die Ärztekammer fordert eine angemessene Aufklärung über die Grenzen und Gefahren von Onlinesprechstunden.
Auch wenn diese auf der Hand zu liegen scheinen, möchte ich im folgenden einmal näher darauf eingehen.
Der wichtigste Punkt ist sicherlich: akute Probleme sind nicht für eine Onlinesprechstunde geeignet. Haben Sie Schmerzen in der Brust, Luftnot etc., sollten Sie sich direkt an den Notarzt wenden!
Natürlich kann man in einer Onlinesprechstunde keine übliche körperliche Untersuchung tätigen.
Es ist noch nicht möglich, aus der Ferne einen Bauch abzutasten oder mit dem Stethoskop Lunge und Herz abzuhören. Krankheiten oder Verdachtsdiagnosen, bei denen solche Untersuchungsmethoden unabdingbar sind, können natürlich nicht in Form einer Onlinesprechstunde abgeklärt werden.
Bei jeder Inspektion nur über Video besteht die Gefahr, dass dem Arzt etwas Wichtiges entgeht.
Das Gangbild beim Betreten des Behandlungsraumes, Bewegungsproblematiken etc. sind durch die Videokonsultation nicht so einfach auf den ersten Blick erkennbar.
Die reduzierte Wahrnehmung könnte zu Behandlungsfehlern führen.
Durch schlechte Lichtverhältnisse oder Bildqualitäten können auch Fehleinschätzungen von Hautbefunden oder Hautkolorit vorkommen.
Andere diagnostische Maßnahmen wie Sonographie, Blutdruckmessung, EKG etc. sind selbstverständlich auch nicht möglich.
Allerdings wird die EKG Qualität von Gesundheitswatches zunehmend besser und könnte in Zukunft zumindest für die grobe Basisdiagnostik, über Internet an den behandelten Arzt weitergeleitet, hilfreich werden.
Natürlich kann die Videosprechstunde den persönlichen Arztkontakt nicht ersetzen.
Ihr Hausarzt vor Ort muss Sie weiterhin regelmäßig sehen, Vorsorgeuntersuchungen vornehmen, Blutabnahmen tätigen, etc..
Eine Gefahr besteht sicherlich auch darin, dass man durch den nur gelegentlichen Kontakt zum Patienten Verläufe von Erkrankungen nicht nachverfolgen kann und sein Handeln nicht darauf einstellen kann. Das ist ein großer Vorteil eines Hausarztes. Oft sind mehrere Konsultationen notwendig, um ein vollständiges Bild einer Problematik zu erhalten. Zudem ist es sehr hilfreich, den Patienten schon über viele Jahre zu kennen und alte Problematiken bei der Beurteilung neuer Symptome mit einbeziehen zu können. Auch die privaten Hintergründe der Patienten helfen bei der Behandlung und Diagnosefindung oft weiter.
All dies sind die Vorteile eines Hausarztes vor Ort.
Die Onlinesprechstunde ist sicher ein Format, das ein Ärztehopping noch attraktiver macht und Arzt-Patientenbeziehungen unverbindlicher und oberflächlicher werden lassen kann.
Mein Ziel ist es jedoch, eine vertrauensvolle Arzt-Patientenbeziehung auch online aufbauen zu können. Sie sollen die Möglichkeit haben, sich mit all Ihren Problemen auch über einen sehr langen Zeitraum hinweg an mich wenden zu können. Wie ein Hausarzt vor Ort möchte ich Sie begleiten.
Es ist auch für mich ein neuer Weg, aber ich bin überzeugt davon, dass dieser Online-Weg auch funktionieren kann.
Abschließend auch ein paar positive Neuigkeiten zur Videosprechstunde:
„International wurde bereits in einigen Studien nachgewiesen, dass Video-Konsultationen bei vielen Indikationen medizinisch gleichwertig zum persönlichen Besuch beim Arzt sind. Das gilt insbesondere für psychische, dermatologische und geriatrische Kontaktanlässe, wie Studien aus Dänemark und Neuseeland zeigen. Belegt ist auch, dass wiederholte Video-Konsultationen dazu beitragen, von Arzt und Patient gemeinsam vereinbarte Therapieziele besser zu erreichen.
Gut geeignet sind Video-Konsultationen aus Sicht der befragten Experten für Rückfragen, Beratungen, Befundbesprechungen und das Einholen von Zweitmeinungen. Überdies sind sie ein Instrument für die langfristige Begleitung von chronisch Kranken.“ (Zitat der Bertelsmann Stiftung)